Friday, September 23, 2011

Toskana 2011 - Kapitel 2

Unser kleines Häuschen
Blick auf unser kleines Häuschen
(aus unserem Vorgarten) 
Nun zu unserem Domizil, das die nächsten Tage unser Zuhause sein wird. Einige in den Boden eingelassene quadratische Steine führen, den leichten Abstieg zu unserer bedachten Terrasse. Ein Frühstückstisch steht rechter Hand mit einem Stuhl, dann im anderen Bereich zwei bequem aussehende Korbsessel und ein kleines Tischchen für romantische Abende zu zweit bei einem Gläschen toskanischen Wein.

Dann der Anblick als die Tür aufging. Es lässt sich nicht in Worten fassen, was man alles aus einer Fläche von etwa 20 – 25 (?) Quadratmetern machen kann. Auf mehreren Ebenen befinden sich Wohn- und Schlafraum, Küche und Badezimmer, wohlgemerkt alles, außer dem Bad befinden sich im selben Raum.

Unsere Küche aus dem
"Schlafzimmer" gesehen (ohne
Fischauge fehlen ein paar Ecken)
Der helle Streifen im Vordergrund
im unteren Bereich ist die Stufe
ins Wohnzimmer.
Rechter Hand auf derselben Höhe wie die Terrasse von der aus man in die gute Stube eintritt, befindet sich hinter der Tür eine Küchenzeile, ausgerüstet mit allem was man so zum Kochen braucht. Abenteuerlich ist die Beleuchtung, eine Schreibtischlampe die irgendwie am Regal an der Wand befestigt ist. Immerhin reicht das Licht aus, damit man erkennen kann was man macht. Ausgerüstet ist die Küche mit Gasherd, Spüle, Kühlschrank, Kaffeemaschine, Toaster, jede Menge Geschirr, von dem ich bei manchen Sachen gar nicht weiß wofür die gut sein sollen. Gewürze, Essig, Öl und Zucker sind auch vorhanden, was eher ungewöhnlich ist.

Jetzt machen wir erst mal einen kleinen Linksschwenk. Betritt man die Wohnung, darf man auf keinen Fall vergessen, dass diese sich auf mehrere Ebenen erstreckt. Wenn ich die Tür nicht ganz öffne, fliege ich gleich eine Treppe tiefer in den Wohnraum, es sei denn ich merke es mir, dass es abwärts geht, wenn die Tür nicht ganz offen ist.

Schlaf-Wohn-Esszimmer auf
engstem Raum, aber wirklich putzig.
Was noch wichtiger ist, es ist
blitzblank sauber.
Die Idee mit dem tiefer liegenden Wohnzimmer ist aber gar nicht so schlecht. Haben sie wahrscheinlich von den Amis abgeguckt, denn bei denen liegt das Wohnzimmer immer ein paar Stufen tiefer als die Küche oder das Esszimmer. So bleibt der Wohnraum immer kühler. Schließlich steigt die warme Luft nach oben … ins Schlafzimmer und den „Loft“ wie man den offenen Raum im ersten Stock nennt, was ich in unserem Fall hier nicht so gut finde, denn da oben befand sich unser Schlafzimmer an die Decke gehängt.

Die erste Nacht musste ich mich schon nach kurzer Zeit abdecken. Ich habe nicht einmal das Bettlaken, welches uns zusammen mit einer Tagesdecke als Zudecken diente (auch das ist wie bei den Amis) gebraucht. Das Bett ist an den tragenden Balken der Decke festgemacht, hat ein abenteuerliches Gitter ringsherum und steht auf viel zu hohen Beinen. Das Gestell um das Bett ist nicht viel breiter als das Bett selber. Zieht man sich die Pantoffeln aus, landen sie direkt im darunter liegenden Wohnzimmer.

Auch die Treppe die ins „Schlafgemach“ führt ist eine abenteuerliche architektonische Leistung. Die ersten Stufen sind noch aus Stein, die letzten 5 Stufen dann ein Blechgestell, von welchem man direkt ins Bett steigt, aber wir haben einen Lichtschalter dort oben. Es ist nicht ratsam in der Nacht aus dem Bett zu steigen, ohne ein Licht einzuschalten. Man könnte schneller im Wohnzimmer sein, als einem lieb ist.

Der unterhalb des Schlafraumes befindliche Wohnraum hat einen Kleiderschrank mit drei Schubfächern im unteren Bereich. Die Frontseiten des eigentlichen Kleiderschranks sind mit riesigen Klatschmohnblüten beklebt (dachte erst es wäre angemalt), wir haben sogar einen größeren Spiegel, eine ganz nette Vorrichtung für dreckige Wäsche, einen Rattan-Kleiderständer (sieht gar nicht schlecht aus), eine kleine Couch, einen gusseisernen antiken Holzofen und eine Essecke mit Tisch und zwei Stühlen.

Bedenkt man, dass alle diese geschilderten „Räume“ eigentlich einen Raum bilden, ist es unvorstellbar, dass so viel reinpasst und man dennoch Platz zum Gehen, Stehen und Sitzen hat.

Das Badezimmer dessen Tür mit Salle de Bains be
schriftet war (leider habe ich davon kein Foto gemacht)
Linkes Foto ist der Blick von oben aus dem Schlafzimmer.
Rechter Hand der Blick von unten aus dem Wohnzimmer.
Und nicht zu vergessen es gibt auch noch das Badezimmer sogar beschriftet mit „Salle de Bains“. Wir sind aber ganz sicher in der Toskana und nicht in Frankreich. Auf etwa 1,5 m², ist die Toilette, Dusche ein Waschbecken und sogar ein kleines Regal mit drei Ablageflächen. Einen Heißwasserboiler gibt es auch, den wir in der Küche einschalten müssen und der sich fast 3 m über uns befindet. Das Fenster ist in etwa 4 m Höhe direkt im Dach eingelassen und kann nur mit einer langen Stange geöffnet bzw. geschlossen werden. Wir haben es erst gar nicht versucht, weil wir nicht wussten, ob wir das Fenster rechtzeitig schließen können, wenn es mal zu regnen anfängt.

Mit den hinzugefügten Bildern, kann sich jeder in etwa vorstellen, was ich mit architektonischer Meisterleistung ausdrücken möchte. Auf so wenig Raum, so viel unterzubringen und dennoch kein beengendes Gefühl zu erwecken. Das ist wirklich einzigartig.

Nach fast 11 Stunden im Auto, den vielen ermüdenden Staus und einem wirklich netten Abend auf der Terrasse bei Kerzenlicht und einer Flasche Wein, sind wir dann ziemlich schnell, fest und tief eingeschlafen. Der Ruby Cabernet war wohl nicht ganz unschuldig daran. Er hat aber nach dem langen, anstrengenden Tag auf Straßen und Autobahnen verdammt gut geschmeckt.

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