Friday, September 23, 2011

Toskana 2011 - Kapitel 1

Anfahrt mit Hindernissen
Das ist die Häusergruppe Strumi. Ab hier ist der Weg
nur noch einspurig und keiner glaubt, dass in dieser
Einöde doch noch was kommen könnte.
Schon der Name ist abenteuerlich und das war auch der Weg dahin. Das Navi hat uns in die verkehrte Richtung geschickt gerade mal ein paar Kilometer vor dem Ziel. Diesmal haben wir nicht auf die nette Stimme gehört, die das Wort Filledó (mit Betonung auf o und i und e ganz kurz) ausgesprochen hat und fuhren dem Schild nach. Unsere Wegbeschreibung sagte: „Nach ca. 2 ½ km leichter Steigung sind Sie angekommen.“ Wir fuhren den Weg  entlang, obwohl er nicht anstieg, gaben es aber kurz vor dem Ziel (das wussten wir ja zu dem Zeitpunkt noch nicht) auf und fuhren zurück und nahmen die Strecke, die uns die nette Dame aus dem Navi vorschlug.

So landeten wir nach einigen 100 Metern in einer Häusergruppe und ich fragte ein paar Leute, die beim Ratschen waren nach Filetto. Viel mehr als den Namen brachte ich nicht heraus, denn in dieser Abgeschiedenheit spricht kaum jemand was anderes als seine Muttersprache und das ist Italienisch. Schließlich befinden wir uns im Herzen der Toskana, weit weg von den großen Touristenzentren, inmitten von Hügeln und Wäldern, umringt von mittelalterlichen kleinen Städtchen und ganz vielen Burgen, die allesamt weit weg von jeder größeren Zivilisation gelegen sind. Die Wege sind so schmal, dass gerade mal ein Auto fahren kann. Kommt ein zweites entgegen, was aber gottseidank nicht der Fall war, muss einer zurück bis zu einer Ausweichstelle und hoffen, dass diese nicht zu weit weg ist. Für mich gäbe es da schon ein Problem, denn mit dem Rückwärtsfahren habe ich es nicht so.


Betrachtet man die Anfahrt von Poppi aus auf Google
dann sieht der Weg gar nicht so kurvenreich aus.

Wir haben dann doch wieder den ersten eingeschlagenen Weg genommen, aber weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass da irgendwo noch Menschen wohnen würden, dass auf diesem engen Weg noch was Bewohnbares kommen könnte, haben wir sicherheitshalber einen weiteren Bauern, der uns auf seinem Traktor entgegenkam, angehalten. Als auch er uns dieselbe Straße zurückgeschickt hat, die wir vorher aufgegeben hatten, entschlossen wir uns es nochmals zu versuchen, sind aber die von ihm angegebenen 3 km auch tatsächlich gefahren und siehe da, wir fanden die einzelne Zypresse im Scheitelpunkt einer waghalsigen Kurve, wie es in unserer Wegbeschreibung als Ziel angegeben wurde.

Dann kommt uns der Hausherr entgegen, der mich französisch ansprach, ob ich ihn verstehe. Wir waren doch in Italien! Gut dass ich mehrere Sprachen verstehe, also antwortete ich ihm in meinem fast 40 Jahre alten, gestotterten und zusammen gestöpselten Etwas, das man wohl kaum noch als Französisch bezeichnen konnte, dass ich ihn verstehe, aber mir nicht sicher bin ob es auch umgekehrt der Fall ist.

Auch die Häusergruppe mit unserem kleinen Anbau
habe ich auf Google gefunden. Es ist kein richtiges
Street View, aber auf der Strecke sind jeweils mehrere
Fotos, wenn das Google-Mobil an Häuser vobeifuhr.
Anscheinend hat er mich besser verstanden, als ich es dachte, denn er stellte immer mehr Fragen und dann kam mein Schatz noch dazu, der mich zum Übersetzen animierte, aber ich war einerseits so geschafft von der langen Fahrt mit den zahlreichen Staus, andererseits war es so anstrengend wirklich die französischen Worte zu treffen und in keiner anderen mir bekannten Sprache zu antworten.

Dabei stellte sich heraus, dass seine Frau englisch spricht, was für mich viel einfacher wäre. Sie war aber noch nicht daheim. Als seine Frau dann heim kam, haben wir uns kurz zusammengesetzt und ein paar Dinge gefragt. Schließlich wohnen wir inmitten der Wildnis. Die Siedlung besteht aus gerade mal drei Gebäuden. Das eine in dessen Anbau wir wohnten und unsere Vermieter und die Nachbarn nebenan, welche nur am Wochenende anwesend sind und ein Stückchen weiter hinten eine verfallene Kapelle mit Haus daneben.

Wir fragten nach wilden Tieren, schließlich waren wir „in the middle of nowhere“ oben am Berg, umgeben von nichts anderem als Wäldern und einigen entfernt liegenden Häusern. Das am nächsten gelegene lag an die 2 km von uns und wir konnten es in der Ferne sogar ausmachen – hatten also sozusagen Sichtkontakt mit seinen Mauern.

Dieses Schild fanden wir am nächsten Morgen gleich
hinter den Büschen die uns als Sichtschutz dienten.
Was uns aber nicht erschrecken sollte, hier finden immer wieder Treibjagden statt, wegen der vielen Wildschweine in der Gegend, damit die sich nicht zu stark vermehren. Sie könnten sonst den umliegenden Bauern zum Verhängnis werden. Wenn man Glück hat bekommt man auch Rehe zu Gesicht, Falken kreisen manchmal über die Häusergruppe und auch Eichhörnchen können herumhuschen. Ebenso soll es Füchse und sogar ein paar Wölfe in der Gegend geben, aber „keine Angst nicht in der Nähe des Hauses“, wurde uns versichert.

Dann nahmen wir unser Feriendomizil in Augenschein. Es ist wirklich putzig. Es ist der richtige Platz zum Entspannen und die Dinge des Alltags an sich abprallen zu lassen.

Der Parkplatz für unser Auto ist noch abenteuerlicher. Der Beifahrer muss vorher aussteigen, denn steigt er an dem uns zugewiesenen Parkplatz aus, befindet er sich im Handumdrehen gleich ein paar hundert Meter tiefer – ergo wir stehen direkt am Abgrund. Aber vor uns ist noch das Auto des Hausherrn geparkt. Der muss es ja wissen.

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