Saturday, September 24, 2011

Toskana 2011 - Kapitel 5

Wie wichtig ist eigentlich das Urlaubswetter?
Die schönsten Farben gab's nach dem Regen.
Der Blick von unserer Terrasse in unseren Vorgarten.
So und jetzt mal zum Wetter, das ist ja größtenteils dafür verantwortlich wie gut oder schön ein Urlaub wird. Zumindest heißt es immer so. Bisher habe ich noch keinen einzigen Gedanken daran verloren.

Als ich heute die Augen öffnete und den Versuch mit unserem Riesenfenster unternommen habe, war es eher bescheiden. Der Himmel war bedeckt und eine Sonne konnte man auch nicht sehen, aber das Hundegebell hat alles in den Schatten gestellt und wie wir dann später auch erfahren haben, war es etwas, das wir bisher nur aus Film und Fernsehen kannten.

Bei so was ist das Wetter zweitrangig; eigentlich total unwichtig. Nur anhand unseres Wärme- bzw. Kältegefühls, das uns entweder zum Anziehen einer warmen Jacke oder zum Ausziehen derselben animierte, merkten wir dann, dass die Sonne hinter einer Wolkendecke verschwand oder sich wieder zeigte.
Die Treibhunde aber waren alle durchgeschwitzt und einer der Jäger fragte nach einem „fontane“. Da ich aber nicht wusste wo ein Brunnen bei uns zu finden war, habe ich ihm mit Händen und Füßen zu verstehen gegeben, er möchte sich doch an die Leute weiter oben wenden, die sprechen seine Sprache und sind auch von hier.

Wasser für die Hunde
Er ging nur eine paar Schritte weiter und fand einen Wasserhahn, den er ohne auch nur zu fragen einfach öffnete und die Hunde daran trinken ließ. Der Nachbar hat es gesehen und kam gleich mit einer Gießkanne daher, füllte einige Näpfe, die von den Hunden und Katzen unserer Vermieter stammten, mit Wasser auf, so dass alle Hunde erst einmal trinken konnten. Schließlich hat man es ihnen zu verdanken, dass die Treibjagd so erfolgreich war. Sie haben die Wildschweine vor die Flinten der Jäger getrieben.

Ziemlich ungewöhnlich, denn bei uns würdest du schiefe Blicke einheimsen, wenn du den Wasserhahn nur schief anschaust, ganz davon zu schweigen wenn ein Fremder ihn öffnet und die Näpfe seiner Haustiere für deine Vierbeiner benutzt. Hier ist es einfach anders, die Welt dreht sich hier einfach langsamer, friedlicher und auch Mensch und Natur leben im Einklang und tief miteinander verbunden. Der Mensch leidet, wenn die Natur leidet und freut sich, wenn die Natur ihn wieder überschwänglich belohnt, was hier wohl nicht so sehr der Fall ist, denn es ist sehr trocken im Sommer und bei Regen wird alles was nicht niet- und nagelfest ist einfach weggeschwemmt. Dennoch haben die Leute gelernt sich den Eigenheiten der Natur gut anzupassen und kommen sehr gut miteinander aus.

Der Mensch ist abhängig von der ihn umgebenden Natur, egal ob es Pflanzen oder Tiere sind, denn die Gegend ist arm. Wie es in den umliegenden größeren Ortschaften ist, weiß ich noch nicht, hoffe es aber bald rauszubekommen. Auch der Tourismus kann hier nicht die Haupteinnahmequelle sein, denn es ist zu sehr Hinterland, wo wir uns befinden, aber unheimlich schön.

Allein schon der Weg als wir die Hauptstraße verlassen haben, damit meine ich nun aber nicht die letzten etwa 5 km von Poppi zu unserem Häuschen in Filetto, sondern die normale Verkehrsstraße als wir von der Autobahn runtergefahren sind und in Richtung Poppi fuhren. Die Straße wurde immer enger und die Löcher mehr und größer. Meistens eine durchgezogene Linie in der Mitte, die von den Einheimischen komplett ignoriert und ständig überfahren wurde. Natürlich nicht von uns. Wir haben uns an das Überholverbot gehalten. Sind ja schließlich keine Italiener.

Eine kleine Rarität blieb an der Ampel neben uns stehen.
Bestens erhalten noch mit Schwungrad . . . aber der Fahrer
trägt Helm, was nicht immer der Fall war da unten.
In engen Kurven mit dieser besagten Linie kamen uns oft Motorradfahrer mehr auf unserer Seite als auf der Gegenfahrbahn entgegen und ich war mir sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis eines dieser Motorräder einen halsbrecherischen Sprung über unsere Motorhaube wagt und irgendwo weit außerhalb der Fahrbahn zum Stehen (wohl eher zum Liegen) kommt.

Wir haben aber auch diese Hürde geschafft, ohne dass uns ein Motorrad auch nur gestreift hätte. Es scheint aber eine beliebte Motorradstrecke zu sein, lauter enge Kurven und es geht ständig bergauf und bergab. Ein historisches Motorrad ist auch an uns vorbeigefahren und beim zweiten Anlauf, als ich mich vom ersten Staunen erholt hatte, konnte ich es an der Ampel sogar fotografieren.

So jetzt nochmals einen kurzen Blick aufs Wetter – sieht nicht gerade gut aus. Die Wolkendecke ist dichter geworden und die lichten Stellen werden immer weniger und auch kleiner. Wird wohl doch noch regnen. Irgendwie hat keiner von uns Lust sich auch nur vom Stuhl zu erheben. Langsam werde ich müde und schläfrig. Vielleicht sollte ich mich doch nochmals kurz hinlegen. Heute Abend wird dann gegrillt. Freu mich schon darauf.

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