Sunday, June 19, 2011

Invasion der Mandelaugen

Neuschwanstein, das Märchenschloss 
Neuschwanstein und Hohenschwangau, mit ihren unzähligen Türmchen und Erkern sehen aus, als wären sie einem Märchenbuch entsprungen. Auch Walt Disney wurde auf das Märchenschloss aufmerksam und hat Neuschwanstein als Vorbild für das Cinderella-Schloss in Disneyland verwendet.

Beide Schlösser haben mit dem bayerischen Märchenkönig zu tun, das eine die Sommerresidenz der Eltern in welchem er aufgewachsen ist und das andere sein persönlicher, (fast) wahr gewordener Traum.

Leider konnte er ihn nicht ganz fertigstellen, denn die Riesenpleite, welche wohl indirekt auch zu seinem Tod geführt hat, kam dazwischen. Ende eines schönen Traums auch für seine Besucher.

Hohenschwangau, die
Sommerresidenz seiner Eltern
Die Realität hält Einzug. Um 10 Uhr 30 begann die erste Tour. Ganze 35 Minuten soll sie dauern und es ist bereits mein dritter Besuch. Ich freute mich wirklich das Schloss nach so langer Zeit (Mein 1. Besuch liegt etwa 30 zurück und der 2. Besuch war vor etwa 8-9 Jahren) wieder zu sehen. Welche neuen Geschichten wird es wohl geben? Welche neuen Ereignisse haben sie ausgegraben? Vor einigen Tagen, am 13. Juni, jährte sich zum 125. Mal der Todestag. Also muss es in diesem Jahr was ganz besonderes geben. Vielleicht sogar eine weitere Spekulation zu seinem Tod.

Bei der Landesausstellung auf Herrenchiemsee gab es keine Antworten, aber auch keine neuen Spekulationen dazu. Dort wurde die Menge einfach so durchgelassen. Es gab zwar Führungen, aber die Gruppen zwängten sich auch nur durch die kreuz und quer umherirrenden anderen Besucher, so dass die wenigsten auch nur einen Teil der Erläuterungen des Reiseführers verstehen konnten.

Wir entschieden uns für die "persönliche Variante", d.h. im eigenen Rhythmus durchgehen und lesen, lesen, lsesen. Es war bestimmt nicht die beste Lösung. Aber gab es überhaupt eine Lösung, die was brachte?

Die Transparente mit den Inhalten waren zwar alle in zwei Sprachen, welche ich beide bestens beherrsche, aber lesen konnte man keine richtig. Sie waren so riesig, dass man etwas zurück treten musste, weil sie nur aus einem bestimmten Abstand lesbar waren. Leider schaffte man es selten den richtigen Abstand zum Lesen zu finden. Entweder wurde man durch eine Wand daran gehindert ausreichend Abstand zum Text zu bekommen oder hat man es doch geschafft irgendwie im richtigen Abstand zum Transparent zu stehen, marschierten im Sekundentakt andere Besucher zwischen dir und dem Text. Wenn ich es dann doch irgendwann mal geschafft hatte einen Satz zu Ende zu lesen, war der Anfang bereits vergessen.

Was ich tatsächlich gesehen habe? Vieles und nichts. Ich hoffte mit neuen Erkenntnissen Herrenchiemsee zu verlassen, etwas für mich bisher Unbekanntes zu erfahren, um meinen Horizont zum Thema "Kini" zu erweitern. Leider ohne Erfolg.

Herrenchiemsee, das unvollendete Prunkschloss
des Märchenkönigs, nach dem Vorbild
von Versailles
Die Führung durch das Schloss war ebenfalls auf ein Minimum beschränkt. Für jeden Raum mussten ein paar kurze Sätze reichen. Aus früheren Führungen wusste ich bereits mehr, als unsere diesjährige "Erzähldame" (denn Reiseleiter oder dergleichen konnte man das nicht nennen) preisgegeben hat. Besonders schwer fiel es ihr einem Witz zu folgen oder ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Auch auf Herrenchiemsee wurde man in einem äußerst penibel eingehaltenen Zeitlimit durchgeschleust. Fragen wurden kaum beantwortet oder nur mit knappen Worten. Anscheinend werden die Reiseführer nur für eine bestimmte Anzahl von Worten bezahlt. Alles was darüber hinaus geht ist freiwillig und wer tut heute schon etwas freiwillig, noch dazu wenn kein Geld fließt.

Vergeblich haben wir darauf gewartet, dass man mit ein paar Sätzen oder auch nur mit einem Wort, auf den Todestag eingehen, vielleicht eine kleine interessante Geschichten rund um den Märchenkönig ausgraben und als besonderen Leckerbissen präsentieren würde. Leider blieb es nur ein Traum der wie alle Träume nicht in Erfüllung gegangen ist.

125 Jahre ist doch ein besonderer Todestag ... oder etwa nicht?

Dann nochmals zu zur Sommerresidenz Hohenschwangau. Nach unserem Einlass - natürlich alles vollautomatisch mit Barcode auf der Eintrittskarte - wurden wir in einen Warteraum geschleust, wo wir "standesgemäß" auf königlichem Mobiliar Platz nehmen durften, zumindest ein Teil der Wartenden. Dann leuchtet endlich die 130 auf. Endlich waren wir nun dran. Unser Schlossführer kannte sich zwar historisch gut aus, er brachte bayerischen Humor mit und hatte auch immer wieder Vergleiche zu damals und heute zu bieten. Rundum eigentlich keine schlechte Führung wenn - die Gruppe nicht so riesig und die Zeit nicht so knapp bemessen gewesen wäre.

Oft musste sich die Gruppe gleich auf zwei Räume aufteilen. Die im hinteren Teil kamen in jeder Hinsicht zu kurz und die die ganz vorne waren, wurden immer wieder von der nachkommenden Meute gerempelt und geschubst. "Bitte nicht berühren" bekam so einen ganz neuen Status. "Versuch dich so fest wie möglich auf den Beinen zu halten und lass dich ja nicht in Richtung eines Exponats auf dem Tisch, eines Möbelstücks im Raum oder an die Wand schubsen". Das wird wohl auch die Bayerische Schlösserverwaltung erkannt haben. So wanderten viele Exponate unter Glas oder Hartplastikhüllen und mindestens doppelt so viele Absperrungen wie beim letzten Besuch erschwerten den Durchgang zusätzlich. Da nutzt auch ein guter Reiseführer nichts, wenn er die Leute immer schneller durchlotsen muss, weil die nächste Gruppe uns stets auf den Fersen war. Immerhin hat er sich für Fragen am Ende der Führung bereit erklärt und auch jede einzelne geduldig und fachmännisch beantwortet. Viele Fragen die wir gerne vor Ort gestellt hätten, mussten auf das Ende der Führung warten, aber da hatten wir sie entweder vergessen oder sie waren wie die Antworten aus dem Kontext gerissen.  So war auch dieses Schloss eine herbe Enttäuschung.
Da wir das Königsticket gebucht hatten, stand nun auch Neuschwanstein auf dem Programm. DAS Märchenschloss schlechthin. Walt Disney wusste das schon und Myriaden von Japanern und Chinesen auch. Das Verhältnis Schlitzauge vs. Normalauge liegt bei etwa 9:1 (um es nochmals zu spezifizieren auf 9 Schlitzaugen kam ein Normalauge ... so in etwa).

Japanisch ist eine äußerst harte Sprache und jedes Wort klingt wie ein Befehl von einem Gorilla. Da kamen meistens die Männer zu Wort. Bei den Chinesen war es umgekehrt. Da sprachen meistens die Frauen. Eine derartige Frau kann dich in den Wahnsinn treiben, wenn sie hinter, neben oder vor dir eine schrille Tirade von unverständlichen Lauten von sich gibt so als würde eine Person mit Hasenscharte versuchen einen verständlichen Satz herauszubringen. Dabei verzieht sie noch das Gesicht entsprechend der vielen unterschiedlichen Selbstlaute, allein und untereinander kombiniert. Mitlaute scheint es in dieser Sprache nicht zu geben.

Vorerst aber ging's durch das Schloss. Hier war es Tour 495. Ist das Verhältnis der Besuche Neuschwanstein vs. Hohenschwangau liegt in etwa bei 4:1. Und natürlich muss jeder der fremdartigen Wesen auch ein Foto mit dem Schloss haben ... oder auch nur auf einem Foto sein, das irgendwo in der Nähe des Schlosses gemacht wurde. So haben auch wir das versucht und nach dem 10. Versuch ist es halbwegs gelungen und wir hatten ein Foto von uns beiden, aber leider mit ganz vielen Schlitzaugen. Wie war nochmals das Verhältnis? So in etwa sah es aus - zwei fremdäugige Wesen unter einer Horde von Schlitzaugen.

Der Rundgang im Schloss selber war das reinste Chaos. Ich kann nicht einmal mehr sagen in welchem Raum die Führung begann, aber dann ging's so rasant vorwärts, dass wir ständig mit anderen Gruppen irgendwie im Gehege waren. Überall waren Absperrungen, welche nicht nur den Zugang zu den Artefakten und Exponaten verhindern sollten, sondern auch die einzelnen Gruppen irendwie voneinander trennte. Wie genau weiß keiner. So kam es nicht selten vor, dass gleichzeitig eine Gruppe in den Raum ging, die zweite verließ ihn durch den gleichen Eingang auf der anderen Seite der Absperrung, während die dritte Gruppe sich im Raum befand und ihre paar Sätze zum Raum bekam. Es waren niemals mehr als 5, meistens wesentlich weniger.

Die Reiseführer sagten zwar immer wieder, dass sie für Fragen am Ende des Rundgangs zur Verfügung stehen, aber was sollte man fragen? Die einzige Frage, die ich mir stellte: "Wie schaffe ich es ohne Fremdeinwirkung durch das Schloss zu gehen, ohne schubsen, rempeln, treten und vor allem ohne diese unverständlichen Hasenschartenlaute in einer Lautstärke, mit welcher man Tote hätte wecken können?"

Da ich mir sicher war, auf diese Frage keine Antwort zu bekommen machten wir uns auf den Weg zur 15 Minuten entfernten Marienbrücke in der Hoffnung auf ein gutes Foto von der Gesamtansicht des Schlosses. Das Foto gelang und einige Panoramas auch.

Was dann aber folgte kann man nur als schlitzäugige Invasion beschreiben. Innerhalb von nur wenigen Minuten war keine weiße Seele mehr auf der Brücke. Alle hatten sie die Flucht ergriffen. Wie viele Busse gleichzeitig ankamen weiß ich nicht, aber es sah aus, als hätten alle Busse die zur Brücke fahren nur schlitzäugige, lauthals schreiende und über alles trampelnde Gestalten auf 1000 m Höhe gebracht und sie alle gleichzeitig losgelassen. Innerhalb von Minuten waren wir wieder Fremdlinge umringt von Schlitzaugen, wir wurden angerempelt, weggeschoben und wären wir nicht zur Seite gegangen auch noch niedergetrampelt worden.

Gleich neben uns war eine Gruppe von 5 - 6 Personen, die alle auf ein Foto sollten, einfach um sagen zu können - wir waren hier. Aber wo waren sie denn wirklich? Auf dem Display sah man zwar alle Köpfe, aber für das Schloss, das eigene Highlight der Reise blieb kein Platz mehr. Ob die daheim noch wissen, wo die Aufnahme tatsächlich gemacht wurde, so ohne Schloss und Hintergrund?

Ich entwickelte mich immer mehr zum Rassisten. Ich war schon soweit, dass ich diese unverständlichen Hasenschartenlaute nachahmte und keine Rücksicht darauf nahm, ob vielleicht der eine oder andere Laut einen Sinn ergab, womöglich sogar ein Schimpfwort war. Letzteres hätte mir wahrscheinlich gut getan, aber ich konnte zumindest sagen: Einmal, auch wenn's nur für die Länge eines Lautes war, war ich lauter als die Andersäugigen. Ich weiß zwar, dass sie überall sind und keine Rücksicht auf den Rest der Welt nehmen, aber dass sie wie Myriaden von Stechmücken auftreten und genauso rücksichtslos auf Menschen (in diesem Fall auf die Nicht-Schlitzaugen) losgehen, war mir bisher entgangen.

Meine Allergie auf diese Menschenrasse klingt nur schwer ab. Es gab so viele unterschiedliche Nationalitäten die friedlich und an der Geschichte interessiert umherwanderten, aber die einzige, die wie eine Stampede heranrückten und alles niedermachten, das ihnen in den Weg kam, waren die Schlitzaugen (Japaner und Chinesen). Ob sie wohl vor Fukushima geflohen sind und nun uns überfallen? Vielleicht sind sie ja bereits radioaktiv verseucht und müssen alles im Schnelldurchlauf nachholen, weil ihnen sonst die Zeit davonläuft.

Drei Schlösser innerhalb von wenigen Wochen. Obwohl alle drei in Wirklichkeit wunderschön und romantisch sind, habe ich sie diesmal alle drei als herbe Enttäuschung empfunden. Konnte man früher noch in Träumen schwelgen von den Geschichten, die einem auf der Tour erzählt wurden, musste man heute nur noch aufpassen, dass man nicht niedergetrampelt wird. Niedergeschrien wurde man ja bereits.

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