Saturday, September 24, 2011

Toskana 2011 - Kapitel 4

Unser erstes Wildschwein
Die Jäger kommen bereits zurück. Das Wildschwein ist
erlegt und die Hunde sind vom vielen Laufen durstig
An dieser Stelle habe ich unterbrochen . . . Ja, richtig erraten, meinen Wunsch konnte ich gar nicht zu Ende denken. Schon waren die ersten Jäger mit ihren Hunden vor dem Haus. Ich rannte sofort mit der Kamera hinaus. Vielleicht kriege ich ja ein gutes Foto von einer Treibjagd oder so. Sie haben mit ihren Hunden hier Halt gemacht. Ein Jäger kam mit einem Transportanhänger, um die müden Hunde wieder zurück zu bringen. Im Handumdrehen war ich von Hunden umringt, die überall schnüffelten und suchten. Einer zwängte sich sogar durch die Gitter unter Terrassentür und war schneller in unserer Wohnung als man schauen konnte, ein Jäger gleich hinterher sich tausendmal entschuldigend für den ungehorsamen Burschen.

Ich fand es aber nur lustig, wie mein Schatz vollkommen überrascht war, als der Hund an ihm vorbeiflitzt und im nächsten Augenblick schon in der Küche stand.


Zu gern hätte ich seinen Gesichtsausdruck gesehen, als
der eine Hund an ihm vorbeiflitzte, als er so tief
versunken beim Lesen auf der Terrasse saß
So erfuhren wir nun, dass das Wort cinghiale, das an dem gleich neben unserem Haus angebrachten Schild zu lesen war, Wildschwein bedeutete und caccia und noch irgendwas (muss es auf dem Schild später nachlesen) die Treibjagd. Gestern noch hat unser Vermieter uns von Wildschweinen und Treibjagden erzählt, aber mit keinem Wort erwähnt, dass heute der erste Tag der Saison ist. So wurden wir ganz unverhofft und unerwartet Zeugen der ersten Treibjagd dieses Jahres. Dadurch hat nun unser erster Urlaubstag nicht relaxend auf der Terrasse sondern ganz abenteuerlich mit einer Treibjagd begonnen. Einfach nur schön.

6 Wildschweine mussten heute daran glauben und eins wurde direkt an unserem Häuschen vorbei im Hänger ins Tal transportiert. Wir konnten es auch auf dem Anhänger sehen. Ich war eine einzige Achterbahn von Gefühlen und Eindrücken.

Einerseits mag ich keine toten Tiere und auch der Tod ist für mich abschreckend, denn ich habe Mitleid mit jedem Lebewesen, mit allem was kreucht und fleucht, kann sozusagen keiner Fliege was zuleide tun, andererseits hat mich aber das ganze Drumherum unbeschreiblich fasziniert und das Adrenalin in meinen Adern soweit angehoben, dass ich mich auf eine mir vollkommen unbekannte Art und Weise von diesem erlegten Tier angezogen fühlte, die man so nicht in Worten fassen kann.

Ich verspürte Mitleid mit dem armen erlegten Schwein, andererseits aber dachte ich an das Essen, die vielen Menschen die davon satt werden und für welche dieses Schwein einen deftigen Sonntagsbraten geben wird. Die Unterhaltung der Jäger, auch wenn ich sie nur bruchstückhaft verstand – viel zu schnell haben sie gesprochen und in einem Durcheinander, dass ich wahrscheinlich auch im Deutschen meine Probleme gehabt hätte – ging über die Jagd, wie sie das Tier zum Erliegen gebracht, wie sie die Hunde auf das arme Schwein gehetzt, wie sie es dann eingekreist und schließlich erschossen haben.

Jägerlatein, wer kennt das nicht? Nur gut, dass ich nicht alles verstanden habe ;-)

Lamberto ist der mit dem gelben T-Shirt im Hintergrund.
Er bot uns Feigen aus seinem Garten an. Wir konnten
sie direkt vom Baum essen.
Lamberto der gleich nebenan wohnt und das Geld für die Renovierung seiner Hütte nicht aufbringen kann, um sie dann auch an Touristen zu vermieten, hat uns in einer Mischung aus italienisch, deutsch und englisch ein bisschen über die Jagd erzählt. Von ihm haben wir auch erfahren, dass dies die erste Treibjagd des Jahres war und dass es viele Jäger in der Gegend gibt, die dafür sorgen, dass die Zahl der Wildschweine konstant bleibt, aber auch, dass nur an vier Tagen in der Woche gejagt werden darf und die Jäger sich diese Tage untereinander aufteilen müssen.

No comments:

Post a Comment